Fliege

Rudolf Frank

Art | Media

Grundlagen der Fotografie


1. Juli 2025


Ein kleines Fotografie-Tutorial

Das eine Auge des Fotografen schaut weit geöffnet durch den Sucher, das andere, das geschlossene, blickt in die eigene Seele.

– Henri Cartier-Bresson

Grundlagen der Fotografie

In diesem Blogartikel möchte ich ein paar Grundlagen erklären, die man in der Fotografie beachten sollte. Fotografie ist schon eine Wissenschaft für sich, aber wenn man die Basics kennt, kann jeder gute Fotos mit manuellen Einstellungen machen und nicht nur im Automatikmodus. Nach diesem Artikel solltest du in der Lage sein, die wichtigsten Einstellungen jeder Kamera zu verstehen und anzuwenden. Bildkomposition, Licht und weitere Faktoren werden später auch noch wichtig sein, jedoch geht es hier quasi um das Fundament der Fotografie.

Zuerst einmal sollten wir uns die Frage stellen, was bei der Fotografie überhaupt passiert. Wir nehmen unsere Systemkamera oder Spiegelreflexkamera, schalten sie ein, suchen uns ein Motiv und drücken auf den Auslöser. So denken wahrscheinlich die meisten Anfänger oder Menschen, die kein Wissen über das Fotografieren haben.

Der Sensor

Robert Cornelius Selfie 1839

Tatsächlich geschieht folgendes: Die Kamera hat einen Sensor, der Licht aufnimmt. Dieser wandelt Licht in elektrische Signale um. Was wir also im Sucher sehen, ist das Licht, das auf den Sensor fällt. Was heißt das jetzt für uns als Basis? Bei der Fotografie wird Licht eingefangen, von der Kamera verarbeitet und als Bild gespeichert. Man kann sich den Sensor sozusagen auch wie eine Art Projektionsfläche vorstellen, mit der wir das Bild erst betrachten und dann aufnehmen können. Wir wissen jetzt also, dass wir beim Fotografieren einfach nur Licht mit unserem Sensor einfangen. Aber wie funktioniert das genau?

Objektiv und Blende

Objektiv

Das Objektiv ist das Bauteil der Kamera, das vor dem Sensor sitzt und das Licht bündelt. Im Objektiv sind Linsen verbaut, durch die das Licht gebrochen wird, sodass es auf den Sensor fällt. Der Sensor wird dem Licht also nicht direkt ausgesetzt, sondern das Licht kommt durch das Objektiv rein und wird dann auf den Sensor projiziert. Im Objektiv selbst befindet sich die sogenannte Blende. Was macht die Blende aber genau? Die Blende ist eine Art Öffnung im Objektiv. Durch sie wird gesteuert, wie viel Licht auf den Sensor fällt. Je mehr die Blende geöffnet ist, desto mehr Licht kommt auf den Sensor. Je weniger sie geöffnet ist, desto weniger Licht kommt auf den Sensor.

Wir können also die Blende nutzen, um unter anderem die Helligkeit des Bildes zu steuern. Sie hat aber auch Einfluss auf die Schärfentiefe und die Qualität des Bildes im Allgemeinen, doch dazu später mehr. Wir haben bei der Blende Einstellungsmöglichkeiten. Auf den meisten Kameras gibt es Rädchen, mit denen man den Wert f/1.8, f/2.8, f/4, f/5.6, f/8, f/11 und so weiter einstellen kann. Diese Werte geben an, wie weit die Blende geöffnet ist. Je kleiner der Wert, desto offener ist die Blende. Blende f/8 bedeutet in dem Fall, dass die Blende um die Hälfte kleiner ist als bei f/4. Blende f/1.4 bedeutet, dass die Blende sehr weit geöffnet ist und viel Licht auf den Sensor fällt. In der folgenden Grafik wird das noch einmal deutlicher:

Blendenstufen

Belichtungszeit

Die Belichtungszeit ist die Dauer, mit der der Sensor dem Licht ausgesetzt wird. Konkret heißt das, wie lange der Sensor belichtet wird. Dabei gilt: Je länger der Sensor belichtet wird, desto mehr Licht fällt auf den Sensor und desto heller wird das Bild. Die Belichtungszeit wird in Sekunden oder Bruchteilen von Sekunden angegeben. Dabei bedeutet z.B. 1/1000 Sekunde, dass die Belichtungszeit 1 Tausendstel Sekunde beträgt. Eine lange Belichtungszeit sorgt nicht nur für hellere Bilder. Es ist damit auch möglich, Bewegungen darzustellen und das Bild zu verwischen. Je nachdem, welche Effekte man in seiner Gestaltung erzielen möchte, kann das ein interessantes Stilmittel sein. Eine kurze Belichtungszeit friert Bewegungen ein und sorgt für scharfe Bilder.

Belichtungszeit

Wir haben jetzt also schon zwei wichtige Faktoren, die das Bild beeinflussen:

  • Blende: Wie viel Licht kommt auf den Sensor?
  • Belichtungszeit: Wie lange wird der Sensor belichtet?

Es gibt noch einen dritten Faktor, der das Bild beeinflusst: den ISO-Wert.

ISO

ISO Werte

Der ISO-Wert steht für die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Je höher der ISO-Wert, desto empfindlicher ist der Sensor dem Licht gegenüber. Wir können mit einem hohen ISO-Wert auch bei wenig Licht helle Bilder aufnehmen. Allerdings hat das nicht nur Vorteile. Bei zu hohem Wert entsteht ein sogenanntes Rauschen im Bild. Das Bild wird dann körnig. Es gibt Fotografen, die das nicht wollen, andere arbeiten mit diesem Effekt als Stilmittel. Der ISO-Wert wird in der Regel in Werten wie 100, 200, 400, 800, 1600 usw. angegeben.

Praxisbeispiel

Wir haben jetzt also die drei wichtigen Faktoren, die unsere Fotografien beeinflussen:

  • Blende
  • Belichtungszeit
  • ISO-Wert

Nehmen wir mal ein Beispiel: Wir wollen ein Portrait einer Person in der Dämmerung aufnehmen. Da wir wenig Tageslicht haben, könnten wir jetzt mit dem ISO arbeiten, das wäre eine Option. Dann hätten wir Körnung im Bild. Wir können aber auch mit der Belichtungszeit arbeiten. Wir nehmen eine lange Belichtungszeit, zum Beispiel 1/30 Sekunde. Dadurch kommt viel Licht auf den Sensor und das Bild wird heller. Durch Bewegungen der Person kann es aber zu Verwacklungen kommen. Nun könnte die Blende helfen. Wir öffnen die Blende auf f/1.8 und verringern die Belichtungszeit. Dadurch kommt viel Licht auf den Sensor, das Bild wird heller und die Person ist scharf. Alternativ kann man bei langen Belichtungszeiten auch ein Stativ verwenden, damit verhindern wir Verwackler. Mit diesen Basics sind wir nun in der Lage, mit manuellen Einstellungen zu fotografieren. Es gibt auch weitere Einflussfaktoren für unsere Bilder. Schärfentiefe, Bildkomposition, gezielte Lichtsetzung oder Farbtemperaturen sind nur einige Beispiele.

Das folgende Bild habe ich in meiner Ausbildung aufgenommen. Hier habe ich mit einer offenen Blende für eine geringe Schärfentiefe gesorgt. Dadurch rückt das Motiv in den Fokus. Durch das sonnige Wetter konnte ich mit einer kurzen Belichtungszeit und ISO 100 arbeiten. Das Bild ist dadurch sehr scharf und klar.

Beispielbild

Ich hoffe, der Artikel konnte gut helfen, die Grundlagen der Fotografie zu verstehen. In Zukunft werden weitere Tutorials mit weiterführenden Themen folgen.